Dienstag, 25. November 2008

Vor dem Spiegel

Vielleicht ist es mein Selbstwert, das Bild, dass ich von mir habe, das mich daran hindert, Gott zuzutrauen, dass er es gut mit mir meint?

Je nachdem, was ich selbst von mir denke, reagiere ich auf seine Bitten. Ich empfinde sie als unüberbrückbare Forderung, wenn ich mir nichts zutraue und ich nehme sie als einfache Bitte wahr, wenn ich mit mir im Reinen bin. Bleibt die Frage: Was bringt mich dazu die Herausforderung Gottes an mich anzunehmen?

Es scheint keine große Leistung zu sein, wenn ich mich vor eine Gruppe von Menschen stelle und einen Vortrag halte, solange ich ein Mensch bin wie Ella. Sie ist Moderatorin, eine gute noch dazu und steht ständig im Rampenlicht. Scheinbar ist sie mit sich im Reinen. Anders ist es mit Simon, er hasst es in der Öffentlichkeit zu stehen, aber bewundert Ella dafür, was sie kann. Er macht sich klein und versinkt am liebsten im Boden, wenn er die Leitung übernehmen soll. Simon ist Kabelträger, arbeitet hinter der Kamera.

Ella wird für ihre Leistung immer wieder gelobt. Niemand scheint ihre Schwächen zu beachten, die dagegen bei Simon deutlich zu sehen sind. Keiner aber weiß, dass Ella nach jedem Auftritt allein in ihrem Zimmer sitzt und dann niemanden sehen will. Jeder sieht einfach nur die „Strahle-Maus“ in ihr. Nur der stille und zurückhaltende Simon weiß es. Ihn bewundert Ella für seine Ausgeglichenheit und dafür, dass er so gut über Menschen Bescheid zu wissen scheint. Beide haben Eigenschaften an dem Anderen gesehen, die sie für wertvoller halten als ihre eigenen.

Auch ich schaue immer wieder auf Andere und vergleiche mich mit ihnen. Ich halte das, was ich kann nicht für wichtig. Das Beispiel der letzten Story zeigt es deutlich. Ich schreibe Geschichten, aber wenn es darum geht sie öffentlich vorzutragen traue ich mich nicht mehr, oder denke „Andere sind deutlich besser als ich“ Kennst du das Gefühl vor dem Spiegel zu stehen und zu denken: „Ich bin nichts wert“? Ich stand bisher nicht nur einmal so vor dem Spiegel und sah mir ins Gesicht. Vor allem dann, wenn jemand anders mir sagt, wie er mich sieht. Sich damit auseinander zu setzen ist gut und wichtig. Doch da gibt es einen, der weiß noch viel besser, wen oder was ich im Spiegel wirklich sehen sollte. Denn, der Spiegel sagt mir nicht, wer ich bin. Jemand, der mich kennt, jeden Gedanken und der sagt: „Du bist wunderbar schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.“ (Hl 4,7).

(Das gilt natürlich auch für Gottes Freunde. )

Gott sagt das zu mir, an jedem Tag, an dem ich ihn ehrlich danach frage, was er von mir hält. Und nichts bringt ihn davon ab. Dadurch darf jeder sein, wie er ist ohne den Anderen zu beneiden.

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