Mittwoch, 25. Juni 2008

Tunnel-Zeiten

 

Die letzten Tage war ich viel unterwegs. Manchmal muss man einfach auf Reisen gehen, um Gott wieder neu zu erleben.

Ich fuhr mit dem Zug nach Unterweissach, bei Stuttgart. Acht Stunden Bahnfahrt. Je weiter ich in den Süden kam, desto bergiger wurde die Gegend und desto mehr Tunnel gab es, durch die der Zug musste. Einer länger als der andere.

Auf einmal geht das Licht aus, alles dunkel, nur vereinzelt ein paar Lichter an den Wänden des Tunnels. Sonst nichts. Ein komisches Gefühl. Ungewissheit. Und der Gedanke, dass es solche Tunnel auch in meinem Leben gibt. Situationen, in denen ich denke, kein Licht mehr zu sehen. Durststrecken, in denen ich an Gott zweifle, weil einfach alles schief läuft und verfahren ist.

In so einem Tunnel aber gibt es Lichter. Bei mir sind es oft Menschen, die mich einen Augenblick lang begleiten, mich aufbauen, mir Mut zusprechen für diese Zeit im Dunkeln. Sie helfen mir, meinen Weg zu finden, so wie die Bahngleise den Zug nicht ausbrechen lassen. Wegweiser in die richtige Richtung - geradeaus. Nicht drum herum oder oben drüber, nein, mitten durch. Denn Probleme haben, wenn man sie umgehen will, eine Angewohnheit: Sie tauchen solange immer wieder auf, bis sie gelöst sind.

Kalte dunkle Tunnel gehen zu Ende. Irgndwann sieht man immer das berühmte Licht am Ende. Dann kann ich aufatmen. Zurückblicken auf das, was ich geschafft habe. Und viel mehr: Ich kann mich an dem freuen, was nun gekommen ist: Luft nämlich, Licht, Sonne, Natur und Leben. Ein Leben, für das es sich lohnt, auch einmal durch Krisen zu gehen.

Von solchen Krisen- und Tunnel-Zeiten ist auch in der Bibel an mehreren Stellen die Rede. Mose zum Beispiel zog 40 Jahre lang durch die Wüste. Hinter ihm her eine ganze Reihe von Menschen, die es ihm nicht unbedingt einfacher machten. Selbst Jesus kam an solchen Zeiten nicht vorbei. Er bat seinen Vater, der Kelch möge an ihm vorübergehen. Dennoch gingen beide ihren Weg unbeirrt weiter. Warum?

Gott war bei ihnen. Er versorgte Mose und sein Volk mit Essen und allem, was sie brauchten. Jesus machte er Mut, seinen Weg bis zum Schluss zu gehen.

Auch, wenn ich mich einsam fühle in solchen Momenten. Er ist da. Gott ist da. ER ist es, der mir Menschen an die Seite stellt, die gerade dann auftauchen, wenn nichts mehr geht oder ich dabei bin, den Mut zu verlieren. Und mir zu verstehen gibt: "Geh deinen Weg, manchmal muss man einen Weg beschreiten, um zu sehen, wo es hingeht."

Ich weiß nie, was am Ende solch eines Tunnels auf mich wartet. Nur eines kann ich sagen: Gott möchte, dass ich aus solchen Zeiten gestärkt heraus gehe und nicht kleiner, verletzter und entmutigter als zuvor. Gerade weil Gott weiß, dass der nächste Tunnel kommen wird. Das nächste Ereignis, dass mich umzuwerfen droht.

So heißt es in Joh 16,33: In der Welt wird man euch hart zusetzen, aber verliert nicht den Mut: Ich habe die Welt besiegt!

Und das konnte nur geschehen, weil der Kelch eben nicht an Jesus vorbeigegangen ist.

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