Mittwoch, 2. Juli 2008

Mein Tauftag

 

Zwei Jahre ist es her, dass ich mich hab' taufen lassen. Damals hat Gott "Ja" zu mir gesagt. Das war wenige Wochen, nachdem ich ihm mein Leben anvertraut hatte. Davor war mein Leben oft von Zweifeln geprägt.

Mein Tauftag bedeutet mir viel. Jedes Jahr setze ich mich an diesem Tag mit meiner Taufkerze in eine ruhige Ecke, zünde sie an, krame mein "Feiert Jesus"-Liederbuch raus und singe mein Tauflied: "Jesus zu dir kann ich so kommen".

Dieses Lied hat mich die letzten zwei Jahre in vielen Situationen begleitet. Heißt es darin doch, dass ich jederzeit so zu Gott kommen kann, wie ich bin. Ganz egal, was vorgefallen ist. Ich kann ehrlich zu ihm sein, muss nichts verstecken. Er will mich verändern, den Menschen aus mir machen, den er sich vorstellt. Das Beste aus mir herausholen. Das Problem ist bloß: Ich vergesse das oft. Stattdessen handle ich nach meinem eigenen Willen und gehe meine eigenen dickköpfigen Wege. Fazit: Ich lauf' in eine Sackgasse und es kommt meist das Gegenteil von dem heraus, was ich wollte: Ich verletze andere Menschen und mich selbst.

Mein Tauftag ist für mich ein Tag, an dem ich zurückschaue auf das, was war. Und an dem ich auf das gucke, was ist. Ich merke, dass ich erwachsener geworden bin. Die Zahl 22, mein Alter, macht mich nachdenklich. Allerdings spielt sie im christlichen Glauben keine Rolle, schließlich sollen wir glauben wie die Kinder.

Am wichtigsten ist mir gerade die Zahl Zwei - zwei Jahre lang lebe ich nun mit Gott. Und das, obwohl es manchmal einfacher wäre, kein Christ zu sein. Nicht ständig mit dem eigenen Gewissen konfrontiert zu sein. Ich treffe Entscheidungen, die ich im ersten Moment so nicht treffen will. Aber ich treff' sie - um nach Gottes Willen zu handeln. Manchmal gerate ich dabei in echte Konflikte.

Andererseits bin ich froh über diese Konflikte. Ich gehe immer wieder gestärkt aus ihnen hervor. Und darum denke ich an meinem Tauftag nicht nur an das, was falsch lief, sondern vielmehr an das, was geworden ist.

Ich nutze die Chance, Gott wieder neu mein Leben anzuvertrauen und ihn an die erste Stelle zu setzen. An den Platz in meinem Leben, an den er gehört. Das wird auch in meinem Taufspruch deutlich: "Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt, und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben." (Aus Joh 11, 24.25)

Dies sagt Jesus zu Marta, nachdem ihr Bruder Lazarus gestorben ist. Er redet hier von Leben, obwohl er von Tod und Trauer umgeben ist, und das kurz bevor er Lazarus sein Leben zurück gibt.

Jeden Tag begegnen mir Menschen, die Probleme haben. Menschen, deren Freunde gestorben sind und die nicht an Gott glauben. Viele von ihnen haben nicht die geringste Hoffnung, ihre Liebsten irgendwann wiederzusehen, sie kennen Jesus nicht.

Ich würde ihnen gern helfen und sagen: "Hey, da ist einer, der versteht dich und ist für dich da." Doch das ist nur selten möglich. Umso dankbarer bin ich, dass ich das so erfahren durfte - dass Gott in mein Leben kam. Er schenkte mir einen Neuanfang, so wie Lazarus, und damit ein Leben, für das es sich lohnt, Konflikte einzugehen.

Darum kann ich auch in diesem Jahr wieder sagen: "Ja, Herr, ich will mein altes Leben nicht zurück, auch, wenn mich mein eigenes Verhalten in manchen Situationen noch daran erinnert. Mach' aus mir einen Menschen, wie er dir gefällt, der ein Brief von deiner Hand ist, voller Liebe für die Welt."

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