Mittwoch, 4. März 2009

Durchgefallen aber glücklich

 

Ende Februar war es soweit – Die ersten Prüfungen standen für mich an. Hebräisch ist eine tolle Sprache. Nur will sie gelernt werden. Und mit dem Lernen hatte ich es in den letzten Monaten, um ehrlich zu sein, nicht soo sehr. Es fiel mir schwer, mich wieder auf das alles zu konzentrieren. Also begann ich meinen Lernmarathon etwa vier Wochen vor der Prüfung – 24-7- Hebräisch sozusagen. Ich wusste, dass es sehr schwer sein würde diese Aufgabe zu bestehen. Der Druck war groß.

 

Manchmal kommt es mir so vor, als lebe ich in einer Welt, die aus Druck besteht. Das fängt schon in der Schule an – die Noten müssen stimmen, im Sport muss ich gut sein und wenn ich nicht ganz doof bin, dann muss ich auch ein kreatives Hirn haben. Und es geht weiter und wird vielleicht sogar noch schlimmer, wenn es daran geht eigenes Geld zu verdienen. Trotzdem nehmen wir, nehme ich, diese Herausforderung an. Mir bleibt ja eigentlich auch gar nichts anderes übrig als es zu versuchen. Schließlich muss ich mich durch diese Welt durchboxen um nicht vollkommen unter zu gehen. Manchmal aber fühl ich mich diesen Herausforderungen nicht gewachsen. Gerade dann, wenn es um Menschen geht, die außer mir noch darin stecken. Lehrstoff, wie der Name schon sagt, kann ich lernen, ich kann Bücher wälzen und es mir aneignen. Aber Mensch studieren?

 

Klar, kann ich beobachten, aber es ist halt jeder Mensch anders. Und so kommt es immer wieder zu Problemen, die ich nicht einkalkulieren kann. Eine mathematische Gleichung gibt es eben nicht. Meine Hebräisch-Prüfung lief an sich ganz gut. Mit dem schriftlichen Teil war ich ziemlich schnell fertig. Und guten Gewissens – doch das änderte sich schlagartig als ich meine Übersetzung mit der Bibel verglich. Ich sag dir – das war die totale Sinnverfälschung. Ich dachte zu scheitern, wie viele andere, die besser waren als ich. Trotzdem kam ich in den zweiten Teil der Prüfung – die Mündliche, mein Graus. Und ich bestand sie. Ich bekam eine gute drei. Allerdings reichte es nicht um mein Hebraicum zu bestehen.

 

Der Druck auf mir lag in dieser Prüfung ohne es zu wissen viel höher. Ich hätte eine 1,6 schaffen müssen. – Mal ehrlich, wie soll das gehen? Hatte ich doch gerade erst angefangen zu lernen und diese Sprache zu verstehen. Als ich das Ergebnis bekam musste ich unwillkürlich lachen. Vielleicht kannst du das ein wenig nachvollziehen. Es hatte sich so viel Spannung in mir aufgebaut – die war plötzlich einfach weg und ich wurde mir bewusst, was ich geleistet hatte. Ich habe meinen Prüfungshorror überwunden und eine drei geschafft.

 

Auch wenn es eigentlich keine Rolle spielte – Ich bin stolz es geschafft und besser abgeschnitten zu haben als andere. (die Durchfallquote lag bei etwa 70 % und das ist krass) Jedenfalls gehe ich mit neuem Mut in das nächste Studiensemester. Dort habe ich eine „2nd chance to make it better“ (zweite Chance es besser zu machen) Ja, im Studium und auch in der Schule mag es diese geben. Aber oft im Berufs- und Privatleben nicht.

Kündigung droht oder eine Freundschaft zerbricht, nur, weil ich mich nicht genügend angestrengt habe, oder eben zu spät. Ich habe das Gefühl in allem besser sein zu müssen um dem Druck stand zu halten. Ich muss einfach eine bessere Schülerin, Studentin oder Freundin sein. Ja, sogar ein besserer Christ. Aber dadurch wird oft alles noch viel schlimmer. Ich setze mir selbst Ziele, die ich nie erreichen kann.

 

Schließlich weiß ich gar nicht, wie ich eine bessere Freundin oder ein besserer Christ werde. Also verrenke ich mich um auf Biegen und Brechen perfekt zu werden. Und gehe daran kaputt. Und schon bin ich wieder bei einem Vers aus der Bibel, der in solchen Situationen oft genannt wird. Jesus sagt in Mt 11,28 (HFA): „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Doch ist das einfacher gesagt als getan. Schließlich will mein Dickschädel alles allein schaffen. Ganz nach dem Motto: „Gott hat schon genügend anderes zu tun. Ich muss erst einmal ein besserer Christ werden um mich ihm überhaupt zeigen zu dürfen.“

 

Aber falsch gedacht. Gott weiß genau, wem oder was ich mir in meinem Leben entgegenstellen muss. Welcher Druck auf mir lastet. Und eben genau dann, wenn dieser zu groß wird, will er mir beistehen, die Hand halten und sagen, wie es besser geht. Weiter heißt es im Text: „ Lasst euch von mir in den Dienst nehmen, und lernt von mir! Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Bei mir findet ihr Ruhe für euer Leben. 30 Mir zu dienen ist keine Bürde für euch, meine Last ist leicht." Das ist doch das komplette Gegenteil von dem, was ich bisher erlebt habe, oder? Gott möchte allen Druck von mir nehmen. Alles, was ich tun muss, ist ehrlich zu sein. Und Vertrauen haben in Jesus. Ich darf ihm sagen, was in meinem Leben ansteht. Darf ihm von den Prüfungen erzählen und den Ängsten davor. Und ich darf und soll es in seine Hand legen und mit ihm zusammen das nötige tun.

 

Er verachtet nicht, was ich tue. Selbst, wenn ich an dem Druck zerbreche. Ja, so sagt er vielleicht auch zu mir: „Hey Nadine, du hast dein nötigstes getan um durch diese Hebräisch-Prüfung zu überstehen. Der Druck auf dir war groß. Und du hast es nicht geschafft. Und du hast dir auch sonst viel zu viel vorgenommen. Du hast zwar diese Prüfung nicht bestanden aber hey, du bist weit gekommen, du kannst stolz auf dich sein – Ich jedenfalls bin es – Bei mir musst du nicht besser sein als andere. Du sollst einfach du selbst sein. Schau, auch bei mir gibt es eine zweite Chance es besser zu machen, wenn du willst sogar noch viel mehr davon. Ich möchte nur, dass du mir vertraust.“ Die Frage liegt bei mit – Was will ich? Den Druck, der mich systematisch zerstört oder eine Leichte Last mit sehr viel Hilfe? Ich für meinen Teil kann sagen – „Durchgefallen aber glücklich. Glücklich darüber, dass es Jesus gibt, der mich wieder auffängt. Glücklich eben, weil ich niemandem etwas beweisen muss und glücklich, weil ich Ich-selbst sein darf vor ihm.

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