Beschützt (Nachtrag)

Vor ein paar Wochen traf ich auf ein kleines Mädchen, gerade mal drei Jahre alt. Sie saß mit ihrem Vater an einem Vierertisch im Zugabteil, mir gegenüber. Zunächst erweckte sie den Anschein, fürchterlich müde zu sein. Das allerdings legte sich innerhalb weniger Minuten. Sie bemerkte ein Pflaster an meiner Hand, dann das Buch, das ich las. Daraufhin begann sie eine Frage nach der anderen zu stellen. Bis das Wie, Was und Warum für sie hinreichend geklärt war.

Etwa vier Stunden saßen wir so zusammen und der Kleinen fiel immer wieder etwas Neues ein. Müll entsorgen, Handy durch die Gegend schleudern und schließlich halbvolle Kaffeebecher umwerfen. Obwohl sich der Inhalt dieses Bechers über mich ergoss konnte ich ihr nicht böse sein.

Ein Bibelvers aus dem Neuen Testament kam mir in den Sinn. In Matthäus 18 heißt es:

Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Matthäus 18,3

Dieses Mädchen war Kind, wie man es sich vorstellt. Sie sah die Welt mit ihren Augen, hat frei heraus Fragen gestellt und Gefühle gezeigt, wie sie eben waren. Voller Vertrauen machte sie sich keine Gedanken darüber, was andere von ihr denken mögen – im Gegensatz zu mir. Und warum das alles? Weil sie sich bei all den Experimenten durch ihren Vater beschützt fühlte. Er würde schon darauf achten, dass ihr nichts zustößt.

Ich bin ebenfalls beschützt durch Gott. Ich bin sein Kind und darf mit allem zu ihm kommen, ihn mit Fragen löchern und mich von ihm trösten lassen, wenn es mir schlecht geht. Alles, was Gott erst mal von mir verlangt, ist dieses Vertrauen, wie es ein Kind in seinen Vater hat. Mit diesem Vertrauen kann ich zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Geschrieben für Nikodemus